Schweizer Immobilien und Naturgefahren: Guter Schutz mit einer Lücke
Unwetter haben in diesem Sommer große Schäden in der Schweiz verursacht. Doch wie gut sind Schweizer Immobilien gegen Naturgefahren versichert? Die Schweiz gilt als eines der bestgeschützten Länder weltweit, doch es gibt einen blinden Fleck in der Absicherung.
Überschwemmungen als größte Naturgefahr
In der Schweiz sind Überschwemmungen die größte Naturgefahr. Die schweren Unwetter im Sommer 2024 haben dies eindrucksvoll gezeigt. Im Berner Oberland, Tessin, Graubünden und Wallis sorgte Starkregen für erhebliche Zerstörungen. Schweizer Immobilien sind generell gut gegen solche Schäden versichert, doch bei Erdbeben klafft eine Lücke.
Staatliche und private Versicherungen
Die meisten Gebäudeversicherungen in der Schweiz sind staatlich organisiert, außer in den sogenannten Gustavo-Kantonen: Genf, Uri, Schwyz, Tessin, Appenzell Innerrhoden, Wallis sowie Obwalden. In diesen Kantonen decken private Versicherer die Gebäudeversicherungen ab.
Wie Michael Stahel von LGT Capital Partners erklärt, dürfen Versicherer in Kantonen mit staatlicher Lösung nur Zusatzversicherungen anbieten. In den Gustavo-Kantonen decken die Privatversicherer hingegen auch Gebäude ab. Laut dem Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) sind auch dort die Gebäude gut gegen Naturkatastrophen versichert.
Elementarschadenversicherung als Solidaritätswerk
Die Elementarschadenversicherung in der Schweiz funktioniert als Solidaritätswerk. Alle Versicherten zahlen denselben Prämensatz, unabhängig vom Standort des Gebäudes. Dies ermöglicht es auch Bewohnern in stark gefährdeten Gebieten, sich gegen Elementarschäden abzusichern.
Der Elementarschadenpool, ein Zusammenschluss von 12 privaten Versicherern, sorgt für einen finanziellen Ausgleich und schützt Versicherer vor finanziellen Schieflagen durch lokale Schäden.
Hohe Schäden in dichtbesiedelten Gebieten
Die Überschwemmungen im Tessin, Graubünden und Wallis im Sommer 2024 verursachten zwar erhebliche Schäden, doch diese blieben laut SVV überschaubar. Der Hagel in Locarno im August 2023 hingegen richtete einen versicherten Schaden von rund 300 Millionen Franken an.
Die zunehmenden versicherten Schäden aus Naturgefahren sind hauptsächlich auf den wachsenden Immobilienbestand und empfindlichere Technologien wie Solarpanels zurückzuführen.
Versicherungslücke bei Erdbeben
Bei Erdbeben gibt es in der Schweiz eine erhebliche Versicherungslücke. Obwohl Erdbeben selten sind, könnten sie große Schäden verursachen. Im Raum Basel und Wallis ist die Erdbebengefahr erhöht. Laut SVV sind nur rund 15 Prozent des Erdbebenrisikos versichert. Ein Erdbeben wie 1356 in Basel würde heute volkswirtschaftliche Schäden von 80 bis 100 Milliarden Franken verursachen, von denen nur ein kleiner Teil versichert wäre.
Bestrebungen zur Schließung der Lücke
Der Bundesrat hat einen Vorschlag zur Änderung der Bundesverfassung in die Vernehmlassung geschickt, um Gebäudeschäden bei Erdbeben zu finanzieren. Der SVV lehnt den Vorschlag als Zusatzsteuer ab und sieht private Versicherungen als Alternative.
Die Diskussion um eine obligatorische Erdbebenversicherung wird weitergeführt, während Schweizer Immobilienbesitzer weiterhin auf umfassende Lösungen für den Schutz gegen Naturgefahren hoffen.